Schein-Männlichkeit & gespielte Weiblichkeit

Eine gesunde Balance zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit hat enormen Einfluss auf unser Leben und unseren Beziehungen zu anderen Menschen.

 

Diese Balance herzustellen ist nicht schwer, vorausgesetzt man ist ein reflektierter Mensch. Beobachtet man die Menschen, kann man schnell erkennen wer noch immer an Nicht-Vorhandene, schwache oder fehlgeleitete Vorbilder festhält. Jeder Mensch hat eine andere Meinung zu den Geschlechtern gebildet, basierend auf seine Erziehung, sein Elternhaus, seinen Beziehungen, Geschwistern, Hollywood-Filmen oder wegen sonstigen Weltfiguren und Promis. Wir streben meistens danach, auf eine bestimmte Art und Weise zu "sein", weil unser Ego etwas beobachtet hat und entschieden hat, dass dies ein gutes Vorbild ist, dem wir folgen sollten.

 

Die "klassischen" Beispiele von negativer Männlichkeit und Weiblichkeit sind diese hier:

 

Der klassische "Männliche Mann" zeigt keine Gefühle, weil er nicht schwach sein will. Er ist schließlich hier, um Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen. Er ist voll im Kopf.

 

Beim klassischen "Girly girl" dreht sich alles darum, sich hübsch zu machen und von ihrem Recht Gebrauch zu machen, emotionale Anfälle zu haben. Sie ist die Drama-Queen.

 

In unserer Welt gelten diese Normen leider als angemessen...

 

Wir durchlaufen viele Phasen unseres Lebens wo wir uns an diese "Normen" herantasten, sie ausprobieren, und dann die Beste Verhaltensart für uns Selbst finden. Das kleine Mädchen spielt die Prinzessin, der Junge den Superheld - kennen wir alle, oder?

 

Schwierig wirds dann wenn wir älter werden. Die prägendsten Änderungen finden nämlich in der Pubertätszeit statt. Wenn wir es nicht geschafft haben, uns in einen gesunden Ausdruck positiver männlicher und weiblicher Energien "ein-zu-grooven", beginnen wir, diese beiden Seiten nachzuahmen. Und das kann weitreichende Folgen für unsere künftigen Beziehungen und unser Berufsleben haben.

 

Ahmen wir die feminine Seite nach, kann das als eine sirupartige, zuckersüße, super positive, „immer fröhliche Art“ wirken. Im Wesentlichen aber, ist es eine Fälschung. Die Person möchte sich zwar positiv und glücklich fühlen, und versucht es auch zu projizieren, aber es ist nicht echt. Und die meisten Menschen werden das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt.

 

Dies kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen gleichermaßen auffallen. Ein Mann ist nicht automatisch in Balance mit seiner Männlichkeit, sowie auch eine Frau nicht automatisch mit ihrer Weiblichkeit in gesunder Harmonie ist.

 

Männer und Frauen die von ihrer Gefühlsseite abgeschlossen wurden, meistens weil ihre Gefühle in der Kindheit nicht ernst genommen oder geschätzt wurden, erleben eine Übertreibung des Weiblichen Parts. Der weibliche Part ist der Gefühlvolle Teil. Der Männliche ist der Denkende, Handelnde Teil. Übertriebene Weiblichkeit kann sich als ein "zu viel" an empfundenem Enthusiasmus äußern. Es erzeugt einen Druck, weil es kein Geben, sondern ein Nehmen ist. Diese Person versucht zu sehr, die wahren Gefühle zu spielen, weiß aber nicht genau, wie er sich fühlen soll, also übertreibt er. Das kann sehr anstrengend wirken.

 

Andere Arten von gespielter Weiblichkeit sind, wenn jemand sich so unglaublich fest um dich kümmert, dass es fast weh tut. Es ist dieses "Oh mein Gott! Ich freue mich soooo sehr für dich!! Das ist so wunderbar!!!!!“ Es kann durchaus eine Person sein, die wahrlich versucht, eine andere Person zu unterstützen, aber weit übertreibt. Das soll keineswegs heißen dass es der Person egal ist, es ist so, dass sie ihre wahre Gefühle nicht spüren kann, und sich deshalb in diesen Momenten übertrieben verhält, weil sie glaubt, sich so fühlen zu müssen. Ihr Lächeln wirkt nicht authentisch, ihre Lautstärke zu schrill, und ein Gespräch mit ihm/ihr fühlt sich an wie ein schlechtes Verkaufsgespräch.

 

Neben der gespielten Weiblichkeit, gibt es auch die "negativ-feminine Seite". Negativ-feminin ist, wo die Person in negative emotionale Zustände gerät und sich weigert, ihren männlichen Denkfunktionen zu erlauben, sie mit vernünftigen Lösungen dort heraus zu bewegen. Negative Feminität versetzt uns in eine weinerliche, egozentrische Seinsweise, die unsere gesamte Umgebung mit unserem Unglück vergiften will. Die Gefühle sind durchaus real, aber wir haben das Männliche ausgeschlossen, dass für die Lösungsfindung verantwortlich ist. Diese Personen weigern sich, ihre Männlichkeit anzunehmen. Sie wollen oft, dass "jemand anderes" die Dinge für sie repariert, erledigt, etc. Es ist die hilflose Magd, die einen Mann als ihren Prinzen sucht, und wenn er es nicht richtig macht, bekommt sie einen Anfall.

 

Gespielte Männlichkeit ist, wenn eine Person versucht, Autorität zu zeigen, die Energie aber nicht wirklich selbstbewusst ist. Dies tritt auf, wenn eine Person nicht weiß, was sie tut, sich aber so verhält, als wüsste sie es. Es ist jemand der sich eher kühl und distanziert verhält, weil er denkt, dies verleihe ihm Macht. Er/Sie kommandiert Leute herum und tun dies ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer (einschließlich der eigenen).

 

Eine guter Leader hat Mitgefühl, ein gespielt-Männlicher Leader wird man nie ganz ernst nehmen. Die vorgetäuschte männliche Energie fühlt sich ihrer Führungsqualität nicht sicher, weil er nicht gelernt hat, seine Gefühle zu berücksichtigen - das lässt ihn angespannt und temperamentvoll wirken. Der Verstand kann unserem männlichen Ausdruck stark im Wege stehen, weil das Ego in allen Dingen gut sein möchte, ohne die Arbeit dafür gemacht zu haben.

 

Positive Maskulinität hat Fähigkeit aus Erfahrung. Wahre Autorität entspannt Menschen, und ermutigt sie, ihrem Leader zu folgen und Höchstleistung zu erbringen. Schein-Männlichkeit hinterlässt Menschen mit dem Gefühl, dass ihr Anführer heuchlerisch ist.

 

Positive Maskulinität erledigt zuerst die Arbeit, um dann die Optionen und die damit verbundenen Risiken sorgfältig abzuschätzen. Er bezieht seine Gefühle und Weisheit (Aspekte des Weiblichen) mit ein, bevor er die beste Vorgehensweise präsentiert. Autorität kommt von Erfahrungen, und Erfahrung erzeugt Expertise. Und dies wiederum führt zu Selbstvertrauen und Entspannung. Wenn unsere denkende Seite unsere fühlende Seite in alle Entscheidungen und Handlungen einbezieht, werden wir immer erfolgreich sein.

 

Eine Person in der negativen Männlichkeit kann durchaus viel Erfahrung haben. Der negative Aspekt zeigt sich dann eher in seiner Mobbing-Qualität - er macht was er will und berücksichtigt nicht die Gefühle anderer. Wenn eine Person mit dieser Tendenz Gefühle empfindet, zB in Stress-Situationen, dann fehlt ihm/ihr der Prozess, mit diesen aufkommenden Gefühlen umzugehen. Sie werden launisch, extrem laut oder handeln unüberlegt.

 

Das ist hart für den Partner oder Mitarbeiter, der helfen will. Ihr Ego versucht, ein Image zu bewahren, weil es glaubt, dass wahre Männlichkeit keine Hilfe braucht. Er hat Angst, schwach zu sein.

 

Es ist kein Geheimnis, dass diese Probleme in Ehen als auch in Firmen sehr häufig sind. Das liegt daran, dass sich unser Innerstes immer nach außen ausdrückt und manifestiert. Nehmen wir uns die Zeit, zu reflektieren, wie unsere beiden Pole miteinander interagieren, werden wir viel über unseren beruflichen und partnerschaftlichen Erfolg (oder Nicht-Erfolg) verstehen. Auch wieso wir gewisse Menschen immer wieder anziehen.

 

Ein Mann mit gesunder Weiblichkeit wird sich auf eine Weise ausdrücken, die für Frauen attraktiv ist, wenn er wirklich weiß, wie er sich fühlt. Es gibt einfach keinen anderen Weg, als sich der eigenen Gefühlswelt bewusst zu werden, und zu lernen, wie man mit ihr umgeht.

 

Frauen, die mit positivem Maskulinum agieren, sind für Männer attraktiv, weil sie die Initiative ergreifen und selbstbewusst handeln können. Sie haben Autorität in den Dingen, die sie gut können, und ein Mann wird ihre Autorität respektieren, die auf Wärme und Liebe basiert.

 

Tatsächlich basieren beide Pole auf Liebe. Denn sobald beide Teile ins Gleichgewicht gebracht wurden, fühlen wir uns wieder geliebt. Wenn wir uns wieder selbst lieben, nehmen alle Bedürfnisse nach einem Partner, der/die alle unsere Probleme löst oder alle unserer Gefühle bestätigen soll, stark ab.

 

Und so werden wir wieder "Ganz".

Express yourself.