Gott, Liebe und der Tod

Die Blätter werden gelb, bevor sie sterben, der Mensch wird gelb, bevor er stirbt. Buddha hat die gelbe Robe für seine Mönche gewählt, weil Gelb die Farbe des Todes ist.

 

Es gibt zwei spirituelle Richtungen auf dieser Welt – Das Christentum hat sich für die liebende Seite entschieden, Buddha für die Seite des Todes.

 

Jesus sagt: „Gott ist Liebe.“ Buddha sagt Nirvana dazu. Nirvana bedeutet Tod: „eine Lampe ausmachen“, oder „eine Flamme auslöschen“.

 

Gott ist Liebe auf der einen Seite, und Tod auf der anderen Seite.

 

Wenn wir in unseren Leben eine schwere Krankheit erfahren, an Depressionen leiden oder mit traumatischen Erfahrungen der Vergangenheit zu kämpfen haben, dann können wir die Liebe Gottes oft nicht erkennen. Und das, obwohl wir uns auf dem Pfad Gottes, wenn auch auf dem Negativen Pfad – dem „via Negativa“ befinden.

 

Schmerz, Leid und Tod sich in unseren Köpfen als etwas Schlechtes verankert, dennoch gibt es hier einen nicht zu unterschätzenden Lichtblick - nämlich sind sie eine Chance Gott zu begegnen, und damit unsere Leben grundlegend zu transformieren. Das unglaubliche an so einer Erfahrung ist, dass nicht du es bist der dich, deine Denkweise oder Haltung transformiert - es ist Gott.

 

Wenn wir am Tiefpunkt angekommen sind, und des Kämpfens überdrüssig geworden sind, werden wir irgendwann wunschlos. Ohne Hoffnung, ohne Wollen, ohne Sinn. Wir lassen los. Von Träumen, Ambitionen und Wünschen. Dieser Zustand der Wunschlosigkeit kann in seiner negativen Form Überhand nehmen und uns in einen nicht zu unterschätzenden dunklen Zyklus schicken.

 

Wenn nichts mehr zum Greifen da ist; wenn nicht mal mehr ein Wunsch nach Festhalten besteht, dann bewegen wir uns zwar auf einem schmalen und durchaus gefährlichen Grat – jedoch, mit der rechten Führung und Gottvertrauen, können wir einen Zustand erreichen wonach Yogis ein Leben lang suchen.

 

Wenn jeglicher Widerstand verschwunden ist, fallen auch alle Bewertungen weg. Wunschlosigkeit wird zu befriedigtem Verlangen.

Und wenn Verlangen verschwunden ist, dann ist Zufriedenheit da.

 

Versuche dich Gott hinzugeben.

Die Erfahrung Gottes wird dich heilen.

Sie wird dich wieder frei machen, dich öffnen, und lieben.

 

Und dazu musst du nirgendwo hingehen. Du brauchst keinen gesunden Körper dazu. In genau diesem gewöhnlichen Körper, geschieht das Außergewöhnliche.

 

Sich Gott hinzugeben, bedeutet in der eigenen Dunkelheit, die Liebe der Existenz zu sehen. Und die Sehnsucht der Liebe zu erkennen, Eins mit dem Ganten zu werden und ihren Wunsch nach Auflösung.

 

Sich Gott hinzugeben bedeutet man hat Liebe und Tod als ein Ganzes erkannt, und dann rollen die Wellen aus dem Jenseits heran und bringen deinen Körper zum Pulsieren.

 

Du atmest das Göttliche ein und kommst zum ersten Mal der unendlichen ozeanischen Weite deiner Existenz näher. Du fühlst die Schwingung, du spürst das Strömen. Dein Körper wird zum Buddha.

 

Wenn du Gott zulässt - Liebe und Tod, und dich von diesen Wellen überfluten lässt, wunschlos, erwartungslos, dann wirst du in deinem Untergehen, dich selbst finden.

 

Indem Du verschwindest, wirst du zum ersten Mal Sein. Du wirst nicht mehr dieses und jenes sein. Du wirst alles sein.

 

In der Erfahrung Gottes erkennst du Gast und Gastgeber als Einen. Du wirst feststellen, dass dein Warten umsonst war, und dass er niemals kommen wird. Er ist bereits da; von Anfang an war er bereits in dir. Er ist du, der Sucher ist das Gesuchte; der Beobachter das Beobachtete.

 

Deine alte Mentalität wird fallen bis sie nur mehr ein Kristallfragment an Erinnerungen ist die du mit leuchtenden, trändenden, mitfühlenden Augen bewunderst.

 

Im innersten Kern deines Wesens ist ein Lotusblume der Bewusstheit, voll vom Saft der Unsterblichkeit. Aber diese Blume kannst du nur erfahren, wenn du Liebe und Tod zusammen erlebt hast. Diese Blume erblüht nur, wenn die Liebe ihr die Nahrung gibt und der Tod sie wie der Regen benetzt.

 

Wenn Liebe und Tod gemeinsam in die Blume eindringen, dann öffnet sie ihre Blätter – nicht eher.

 

Für sich allein wird die Liebe dich in Halluzinationen schicken, in Träume und Fantasien. Für sich allein wird der Tod dich so verängstigen, dass deine innere Quelle versiegt.

 

Wenn du beide erlaubst – wenn du dieses Paradox zulässt, dass Leben und Tod beide in dir fließen, Hand in Hand miteinander tanzen – dann erfährst du Gott.

 

Der Schock des Todes wird dir erlauben, nicht in Halluzinationen zu verfallen. Und die Liebe hilft dir, im Angesicht des Todes nicht zu verdorren. Du bleibst grün, weil die Liebe dich erblüht und der Tod dich bewusst hält.

 

Der Tod ist notwendig, weil er uns bewusst macht. Er ist der Grund, warum manche Menschen die Gefahr lieben. Fährt man 160 km/h, ist man hellwach. Fahren wir 200 km/h, setzen die Gedanken aus. Der Verstand stoppt. Weil er sich nicht erlauben kann zu denken - es ist zu gefährlich. Man muss absolut wachsam sein.

 

Deshalb gehen die Menschen Bergsteigen - es hilft dabei, bewusst zu sein. Vielleicht suchen sie gar nicht bewusst nach der Wachheit; aber wenn die Menschen nach Gefahr suchen, dann weil sie von dieser Wachheit fasziniert sind. Denn, immer wenn der Tod in der Nähe ist, wird man bewusst.

 

Warte nicht auf die Erlösung nach dem Tod. Erlösung geschieht nicht durch Verzicht oder dadurch, dass du anderen Gutes tust. Das Gute geschieht den Menschen sowieso, es liegt in der Natur der Dinge selbst. Von deiner Seite aus brauchst du nichts dazu zu tun. Der Samariter ist kein guter Mensch, und der gute Mensch ist niemals ein Samariter. Ein guter Mensch ist jemand, dem Gott wie ein Schatten folgt. Er hat nicht die Absicht, er ist nicht versessen darauf, jemandem zu dienen, aber sein Leben wird zum Dienst.

 

Erlösung geschieht ganz mühelos. Es geschieht, wenn du das Leben so tief, so intensiv, so leidenschaftlich wie möglich auskostest, das Gute wie das Schmerzliche.

 

Werde nicht zum Opfer von Phantasien. Spiritualität ist keine sensationelle Erfahrung – sie ist Loslassen. Sie besteht darin, wunschlos zu werden. Eigentlich wird nichts dabei erfahren. Weil alle Erfahrungen zwangsläufig von dem, der sie erfährt, getrennt sind.

 

Spiritualität ist das Verschwinden aller Erfahrungen. Du bleibst alleine zurück, ohne ein Objekt in deinem Bewusstsein; das Bewusstsein ist so rein wie ein Spiegel, und nichts wird darin gespiegelt.

 

Es gibt nur eine Trennung im Leben, und das ist die Trennung zwischen Liebe und Tod. Alle anderen Trennungen sind nur Randerscheinungen. Wenn diese Trennung nicht mehr da ist; wenn du in deiner Dunkelheit liegen kannst, und deine Lebendigkeit spüren kannst, dann verlieren alle Trennungen ihre Grundlage. Wenn diese Abgrenzung verschwindet, verschwinden alle Grenzen. Dann erlebst du die Berührung Gottes.

 

Häng nicht am Tod, erkenne und akzeptiere ihn. Wenn die Rose am Abend vergeht, wenn ihre Blütenblätter fallen, setz dich hin und meditiere. Fühle dich wie eine Blume, deren Blätter fallen. Am Morgen, wenn die Sonne aufgeht und die Sterne verblassen, stell dir vor, du verblasst mit den Sternen. Wenn die Sonne aufgegangen ist und die Tautropfen auf dem Gras verdunsten, dann fühle, wie du mit den Tautropfen verdunstest. Fühle den Tod auf so viele Arten wie nur möglich. Und das gleiche mach mit der Liebe. Erfahre nicht nur deine Liebe, erfahre auch die Liebe der anderen. Lass dich von ihrer heiligen Kommunion rühren.

 

Denn Lieben musst du jetzt.

 

Es gibt keine andere Zeit. Jetzt ist die einzige Zeit. Außer dem Hier gibt es keinen anderen Raum. Wenn du das Göttliche umarmen möchtest, tue es jetzt. Rede nicht von morgen, sag niemals später, scheibe es nicht hinaus. Gott ist jetzt für dich bereit. Gott möchte dich genau in diesem Moment lieben.

 

Wenn der Tod die Erfüllung deiner Liebe ist, und wenn deine Liebe dich zu sterben bereit macht; wenn sie den gleichen Geschmack und den gleichen Duft haben – dann bist du dir über die Geheimnisse des Lebens bewusst.

 

Nämlich dass Liebe und Tod zwei Aspekte der gleichen Energie sind.

 

Gott liebt dich.

Lass ihn zu.

 

- Angela

 

Express yourself.